Bericht 5 - Dyakuyu - das ukrainische Wort für ‚Danke‘

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Verfasst von admin am Mo., 04/25/2022 - 07:01

Dyakuyu - das ukrainische Wort für ‚Danke‘ haben wir oft gehört, und selber schnell gelernt, um uns für die Herzlichkeit unserer Mitreisenden zu bedanken. Auf einer gemeinsamen Bustour hat man während der endlosen Kilometer viel Zeit, sich auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu entdecken oder auch Unterschiede. In einem waren wir uns aber alle einig: Dieser Krieg ist völlig sinnlos und schafft nur unnötiges Leid und Zerstörung. Sehen konnten wir das besonders gut an der täglich steigenden Zahl ankommender Flüchtlinge in der Klinik in Kishinau (zurzeit 200 Personen täglich!) Menschen, die ihr Leben, wie sie es kannten, verloren haben. Tausende Frauen und Kinder die von ihren Männern, Vätern, Brüdern und Söhnen getrennt wurden, um allein in fremde Länder zu flüchten, deren Sprache sie nicht sprechen und in denen sie oft von der Hilfsbereitschaft Unbekannter abhängen. Dennoch ist die Reise ins Ungewisse für viele Ukrainerinnen die einzige Möglichkeit zu retten, was noch zu retten ist: das eigene Leben und das ihrer Kinder. Auch Mütter wie Julia, die mit ihrem Baby, dem 2 Monate alten Säugling Marc mit uns fährt, sieht ihre Flucht als einzige Chance für den Kleinen, „Er soll in einem friedlichen Land leben.“ Auch Ludmilla, die mit ihren beiden Töchtern geflohen ist, musste ihren Mann in Nikolayev zurücklassen. Alle im Bus versuchen, die Kinder diesen Druck nicht spüren zu lassen. Zwischendurch ist den Müttern aber die Anspannung anzusehen. Tanja, die keinen Kinder hat, plagen andere, nicht minder belastende Gedanken: Sie hat mit ihrer in Russland lebenden Familie kaum noch Kontakt weil diese eher der russischen pro-Kriegspropaganda als ihren Augenzeugenberichten glaubt. Für sie eine sehr frustrierende Erfahrung. Natalia, die nach etlichen Wochen endlich aus Kershon fliegen konnte, hat ebenfalls kein Verständnis für diese Ansicht. Sie hat den Terror und die Drangsalierung durch russische Invasoren am eigenen Leib erlebt. „Jeder, der mit Videos oder Fotos von den Aktionen der Russen auf seinem handy erwischt wurde, den haben sie einfach erschossen“, erzählt sie uns. So haben sie und ihre Freunde alles auf einem Computer versteckt aber die Handys immer von Bildern und Infos geleert.

Als am 18. April dann alle Frauen und Kinder an ihren Bestimmungsorten ankommen, ist die Erleichterung groß. Jetzt gilt es für alle, sich in die neue Situation einzufinden. Viele freiwillige HelferInnen aus Wesel, Loikum, Bislich, Ringenberg, Sevelen (KMP), Mehrhoog sowie Hamburg und Hannover haben dazu beigetragen 32 Menschen und zwei Tiere aus einem Krisengebiet in Sicherheit zu bringen. Außerdem indirekt durch ihre Unterstützung dabei geholfen, dass in Moldawien ankommende ukrainische Flüchtlinge medizinische Erstversorgung und Soforthilfe bei der Unterbringung, Verpflegung und weiteren Orientierung erhalten. Und die mobile Klinik auch weiterhin direkt auf ihrer Strecke von Moldawien bis nach Nikolayev verletzten Zivilisten und auch Soldaten helfen kann. Eine starke Leistung, die nur gemeinsam machbar ist. Dafür sagen wir allen, die geholfen haben, ein Danke, dass von Herzen kommt.

 

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