Geschichte einer Fusion

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Jungschützin oder Jungschütze werden
Verfasst von webmaster am Mi., 11/04/2009 - 17:27

von Hermann Wolfertz

Das Schützenwesen in Bislich blickt in diesem Jahr auf eine über 500 jährige Tradition zurück. Pünktlich zu diesem nicht alltäglichen Jubiläum haben der „Allgemeine Schützenverein“ und die „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft“ zur „Schützengemeinschaft Bislich e.V.“ zu einer Einheit, eben zu einer „Gemeinschaft“, zusammengefunden. Bis hierhin war es allerdings ein weiter Weg. Nachdem man über Jahrhunderte getrennte Wege gegangen ist (wie an anderer Stelle dieser Festschrift ausführlich dargestellt) zeigten die letzten 15 Jahre eine Entwicklung, die stetig aufeinander zu führte. Bestrebungen in früherer Zeit, schon zu einer Einheit zu kommen, waren nicht von Erfolg gekrönt, da die auf beiden Seiten bestehenden Vorurteile nur allmählich abgebaut werden konnten. Erste Annäherungsversuche in den siebziger Jahren führten dann allerdings dazu, daß zumindest die Vorstände der beiden Vereine offiziell an den Schützenfesten des jeweils anderen Vereins teilnahmen.
Probleme der Dorfgemeinschaft, die Kirmes in Bislich mit lukrativen Veranstaltungen wieder attraktiv zu machen, führten 1986 zum Vorschlag der Bruderschaft, am Kirmessamstag eine gemeinsam durchzuführende Schützenveranstaltung anzubieten. Der Allgemeine Schützenverein stimmte sofort zu. So konnte im Jahre 1987 in der Gaststätte Pooth nach einem Festumzug durch die Gemeinde am Kirmessamstag erstmals ein gemeinsamer Schützenball gefeiert werden. Diese Veranstaltung erfreute sich einer großen Resonanz, nicht nur von Seiten der Schützen, sondern auch der Bislicher Bevölkerung insgesamt. Dies ermunterte die Vorstände beider Schützenvereine, gemeinsam mit den Bislicher Musikzügen, diese Veranstaltung auch in den folgenden Jahren zum festen Bestandteil der Bislicher Kirmes werden zu lassen. Leider mußten wir schon sehr schnell die Erfahrung machen, daß diese Veranstaltung, zusätzlich zu den beiden Schützenfesten durchgeführt, doch wohl zuviel Schützenaktivität bedeutete. Die Veranstaltung wurde auch von den Bislichern nicht mehr angenommen, was dazu führte, daß das Schützeninteresse ebenfalls rapide nachließ. Die Kirmes 1994 (mit dem noch gleichzeitig gefeierten Jubiläum des Tambourkorps) bedeutete dann das endgültige Aus für diesen Versuch, mit gemeinsamen Aktivitäten zu einem neutralen Termin die Schützen in Bislich einander näher zu bringen. Enttäuscht über diese Entwicklung wurden von offizieller Seite dann erst einmal keine weiteren Annäherungsversuche unternommen.
Dies hielt aber unsere Jungschützen nicht davon ab, auf ihre Art aktiv zu werden: man zog weiter gemeinsame Veranstaltungen durch, vertrat Bislich bei örtlichen und überörtlichen Fußballturnieren mit einer gemeinsamen Mannschaft (die aufgrund der Tatsache, daß die Schützen einen Großteil der Mannschaften des SV Bislich stellten, fast unschlagbar war) und auf den jährlichen Schützenfesten marschierte man gemeinsam mit. Weiter stellten die Jungschützen den größten Anteil der „Doppelmitgliedschaften“.
In der Terminplanung für das Jahr 1997 ergab sich dann die Situation, daß die beiden Schützenvereine ihr jeweils im Sommer gefeiertes Biwak unabhängig voneinander auf den gleichen Termin geplant hatten. Dieser Umstand führte dazu, daß in beiden Vorständen die Diskussion darüber in Gang gebracht wurde, das bisher getrennte Biwak ganz einfach gemeinsam zu feiern. Ein Gremium, gebildet aus Vorstandsmitgliedern des Allgem. Schützenvereins und der Barbara-Kompanie der Bruderschaft unterbreiteten den Gesamtvereinen einen Vorschlag, der breite Zustimmung fand: Am 9. und 10. August 1997 konnte auf dem Hof der Ehel. Franz-Wilhelm u. Irmgard Peters am Feldwicker Weg das erste gemeinsame Biwak gefeiert werden. Die Veranstaltung wurde, unterstützt von herrlichem Sommerwetter, ein Riesenerfolg. Dies kann mit als Anlaß dafür gesehen werden, daß die Diskussionen um weitere gemeinsame Aktivitäten wieder auflebten.

Es folgten viele Diskussionen, im privaten Bereich, wie auch in den Vereinen. In der Jahreshauptversammlung der Bruderschaft am 23.3.98 wurde das Thema „Gemeinsam Schützenfest feiern“ zuerst einmal ohne Aussprache mit auf den Weg gegeben. Der Allgemeine Schützenverein diskutierte in der Versammlung am 31.3.98 noch kontrovers. Es zeichnete sich aber ab, daß eine Mehrheit für den Vorschlag war. Die Diskussionen gingen über den Sommer weiter. Am 8.6.1998 stellte der Präsident der Bruderschaft das Thema „Gemeinsames Schützenfest in Bislich“ in der Vorstandssitzung erstmals offiziell zur Diskussion. In sachlicher Form wurden mögliche Probleme durchgesprochen mit dem Ergebnis, daß nach Problemabarbeitung durch ein noch zu bildendes Gremium sehr gute Chancen für die Verwirklichung des Vorhabens gesehen werden. Beschlossen wurde, kurzfristig mit dem Vorsitzenden des Allgemeinen Schützenvereins, Horst Theißen, Kontakt aufzunehmen, um die Basis dafür zu schaffen, auf den kommenden Generalversammlungen ein Votum für gemeinsame Verhandlungen zu bekommen. Denn ohne entsprechenden Auftrag sollte dieses Thema nicht angegangen werden. Der Vorstand des Allgemeinen Schützenvereins gab sofort ebenfalls grünes Licht für die Diskussion auf den bevorstehenden Versammlungen. Was dann folgte war eine überwältigende Mehrheit in beiden Vereinen mit dem Auftrag an die Vorstände, ein tragfähiges Konzept auszuarbeiten, mit dem Ziel, im Jahr 2000 erstmals ein großes gemeinsames Fest zu feiern. In sachlichen Gesprächen im neu gebildeten Arbeitsgremium aus je 5 Vertretern beider Vereine wurde gearbeitet, Zwischenergebnisse dann in den jeweiligen Gesamtvorständen ausdiskutiert. Im März 1999 konnte den Versammlungen das Konzept vorgestellt werden. Beide Gremien befürworteten den Vorschlag einstimmig. – Ein nicht erwartetes Ergebnis. Damit war der Weg frei für das erste gemeinsame Schützenfest im Jahr 2000. Details wurden in weiteren Gesprächen geklärt, so daß am Wochenende vom
21. – 24. Mai 2000 das Fest starten konnte.

Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. Unter großer Beteiligung der Mitglieder beider Vereine, sowie der Dorfgemeinschaft, lief ein harmonisch gefeiertes Fest ab, daß sofort die Diskussion in Richtung Zukunft brachte. In der Nachbesprechung des Arbeitsgremiums, sowie auch in den außerordentlichen Versammlungen beider Vereine kamen erste Meinungen in Richtung Fusion auf. Die Vorstände befaßten sich im Sommer 2000 sehr intensiv mit dem Thema und faßten den Beschluß, auf den Generalversammlungen im Oktober den Punkt Fusion auf die Tagesordnung zu setzen. Beide Vorstände erhielten wiederum einstimmig den Auftrag, Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluß aufzunehmen. Die bereits installierten und bewährten Gremien führten weitere Gespräche, das vorgestellte Konzept nahm weitere Konturen an. Die Fortschritte wurden in der gemeinsamen Versammlung im März 2001 bekanntgegeben, wobei diese Versammlung vor dem Schützenfest aber zeigte, daß noch reichlich Diskussionsstoff vorhanden war. Wie selbstverständlich wurde jedoch das Schützenfest 2001 wieder zu einem großen Erfolg für die Gemeinschaft der beiden Vereine.
Es folgten weitere Gespräche im Verlauf des Sommers, in denen es insbesondere darum ging, eine neue Satzung zu erstellen. Hierfür waren im Vorfeld die aktuellen Satzungen der derzeitigen Vereine ausgetauscht worden, um den Vorständen Gelegenheit zu geben, sich einzulesen, um auf der vorhandenen Basis aufbauend eine neue Satzung zu erarbeiten. Für beide Vereine stand die Wahrung der Tradition im Vordergrund, für die Bruderschaft besonders der Bezug zur Kirche und die Mitgliedschaft im
„Bund der historischen Deutschen Schützenbruderschaften“.
In den Generalversammlungen im Oktober 2001 wurden Lageberichte vorgetragen. Die Diskussionen zeigten schon erste Unruhe etlicher Mitglieder, denen die Abwicklung des Zusammenschlusses nicht schnell genug ging. Hier mußte Aufklärungsarbeit darüber betrieben werden, daß eine Fusion ein kompliziertes Verfahren darstellt, daß nicht innerhalb von einigen Monaten abgewickelt werden kann. Die Gespräche im Winter ließen dann nur noch einen Punkt offen: die Frage nach dem neuen Namen. Die Vorstände konnten keine Einigkeit für einen gemeinsamen Vorschlag, mit dem man in die Versammlung gehen konnte, herbeiführen. Also wurden die in Frage kommenden Vorschläge der gemeinsamen Versammlung am 15. März 2002 vorgetragen. Hier zeichnete sich schnell eine große Mehrheit ab für die
„Schützengemeinschaft Bislich e.V.“
Die Diskussion sollte aber in den Kompanien weitergeführt werden. Diese ergaben ein mehrheitliches Votum für die „Schützengemeinschaft“.
Fast am Rande ist zu bemerken, daß auch das gemeinsame Schützenfest 2002 wieder als ein sehr erfolgreiches bezeichnet werden kann.
Die Vorstände waren sich nun darüber einig, die Fusion im Jahre 2002 durchzuziehen.
Wir nahmen Kontakt zum erfahrenen Weseler Notar Heinrich Pannenbecker auf, der uns jetzt für den Rest des Weges begleiten sollte. Er empfahl uns, den Weg einer "Verschmelzung durch Neugründung“ zu gehen und gab uns wertvolle Ratschläge zur Vertragsgestaltung.
Neben einer neuen Satzung mußte ein Verschmelzungsbericht und ein Verschmelzungsvertrag erstellt werden und den Mitgliedern beider Vereine fristgerecht vor der entscheidenden Versammlung zur Kenntnis gebracht werden. In den Verschmelzungsvertrag wurde einvernehmlich ein neuer Vorstand, der sich paritätisch aus Vorstandsmitgliedern beider Vereine zusammensetzt, aufgenommen. Das Vertragswerk mußte als Ganzes von den Versammlungen angenommen werden, andernfalls wäre die Fusion gescheitert.
Mit Spannung sahen wir daher den entscheidenden Versammlungen entgegen.
Am 31.Oktober 2002 war es dann soweit: In getrennten Versammlungen im Saale Pooth wurden die Verträge unter notarieller Aufsicht einstimmig und ohne weitere Diskussionen durch die beiden Generalversammlungen abgesegnet. Die jahre-lange, gute Arbeit der beiden Vorstände hatte sich damit ausgezahlt.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2003 gibt es in Bislich nur noch die

„Schützengemeinschaft Bislich e.V.“,

die in 4 Kompanien (die Allgemeine Kompanie, sowie die Loh’sche-, Kerksche- und die Barbara Kompanie) die Schützentradtion nicht nur weiterführen, sondern auch, wie wir alle hoffen, erfolgreich in die Zukunft führen wird.

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